Satire

Hier werden Menschen amĂĽsiert und Religioten provoziert

Satire hieß schon bei den Römern ein „ bunt gemischtes Allerlei“. Eine Kunstform, in der die ganze Welt aufeinandertrifft und auf den Kopf gestellt wird. Der römische Dichter Lucilius, einer der ersten Satiriker des antiken Roms, verwendete die Satire, um die Zustände und Mißstände des Lebens in Rom zu thematisieren. Menschliche Laster, Glaube und Aberglaube, Ehefrauen und Affären, Unmenschliches und das Ganze menschliche Allerlei – mit der der Homo Sapiens seit seinem Ursprung zu kämpfen hat. Die Satire beschreibt dies Alles, ohne die Angst, es zu verleugnen. Ein mit unsichtbaren Fäden gesponnenes Gewand – das Schönste, in dem man die Wahrheit kleiden kann. Und wahrlich: Der Satire gehen die Schneider nicht aus. Der von mir so geschätzte Kurt Tucholsky sagte einst: „Satire ist Humor, der die Geduld verloren hat“. Und ich sage, dass Satire sich notfalls auch auf verletzende Art durchbeißen muss, sofern es um die richtige Sache geht. Es ist legitim, religiöse Gefühle zu verletzen, wenn dies zur Durchsetzung einer aufgeklärteren und humaneren Sichtweise erforderlich ist.

 

Die Satiriker, darunter zählen wir zahlreiche von uns heute, stehen in der Pflicht, immer aufzustehen, sobald Blindheit und geistige Schläfrigkeit die Welt übermannen.
Satiriker liefern die hässlichsten Wahrheiten, die andere nicht aussprechen, im schönsten Kleid und versiegeln sie mit Witz und Lachen; stopfen die Socken der Moral mit Verspottung. Somit ist Satire die edelste Paarung von Meinungsfreiheit mit Ästhetik. Satire darf und kann alles sagen, was der Mensch nur denken kann und darf, um die Menschen aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken. Fett und zufrieden liegen die Menschen da, am giftigen Apfel der Fake News erstickt. Satire küsst sie wach mit spitzer Zunge und kitzelt ihren stumpfen Geist! Und in dieser digitalen Biedermeierzeit, in der Aberglaube und Dummheit augenscheinlich und gesetzlich institutionalisiert werden: Das christliche Kreuz an den Wänden der Landratsämter, das dem Söder hoffentlich das Kreuz brechen wird, ist in den Ämtern nicht notwendig, in der Satire dafür umso mehr.
„Ein echter Satiriker kann nur ein Mensch sein“, so sagte einst Charlie Chaplin „der im Herzensgrund die Menschen liebt.
Und ich versichere Euch, dass ihr gut gelebt habt, wenn ihr als Satiriker eine gute Idee bis ins hohe Greisenalter verkörpert.
Der Sellinger

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